17.02.2025

POLITIK | Sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche die psychotherapeutische Versorgung erhalten, die sie benötigen

Medizinische Statistiken bestätigen, dass es vielen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen psychisch schlecht geht. Sie kämpfen mit Angstzuständen, Depressionen oder sogar Selbstmordgedanken. Doch in der medizinischen Versorgung von psychischen Erkrankungen gibt es Lücken, die aufgrund von ungedeckten Kosten und einem Mangel an qualifizierten Fachkräften bestehen. ARTISET und YOUVITA begrüssen das Bewusstsein für Lösungen, das derzeit im Parlament angesichts des Ausmasses des Problems zu beobachten ist.

Die psychische Gesundheit der Jugend bereitet Sorgen

Sowohl im Bundesparlament als auch in den Kantonen ist man besorgt darüber, ob Kinder und Jugendliche eine angemessene psychotherapeutische und psychiatrische Versorgung erhalten. Sowohl die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates SGK-N als auch der Kanton Solothurn haben kürzlich parlamentarische Vorstösse in diesem Sinne eingereicht. Die Problematik wurde bereits vor mehreren Jahren erkannt. Auch andere Instanzen melden sich zu Wort. Und die Problematik betrifft auch andere Länder als die Schweiz.

Ein eher zögerlicher Bundesrat, gespaltene Parlamentarier:innen

Der Bundesrat und einige Parlamentarier:innen reagierten eher zurückhaltend auf der Bitte tätig zu werden: Es sei nicht Aufgabe des Bundesrates, die zwischen den Tarifpartnern ausgehandelten Preise und Tarife zu beeinflussen, in die Spitalplanung einzugreifen oder die Ausbildung von Spezialist:innen für die Behandlung von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zu fördern.

Am 28. Januar 2025 beantragte die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerats SGK-S dennoch eine von ihrer Schwesterkommission des Nationalrats eingereichte Motion anzunehmen. In dieser wird gefordert, ein effektives Versorgungsangebot zu schaffen. Die SGK-S befand aber auch, dass dies genüge, damit ein vom Kanton Solothurn in einem separaten Vorstoss vorgebrachten Antrag auf Ausbildung von Spezialist:innen erfüllt würde.

Lückenhafte Tarife beheben

Zwar ist es in erster Linie Aufgabe der Kantone, die medizinische Versorgung sicherzustellen, die für die Gewährleistung einer guten psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen notwendig ist. Dies kann jedoch nicht ohne eine vollständige Abgeltung der entsprechenden Kosten geschehen. Im ambulanten Bereich ist hierfür die Einführung von Tarifstrukturen nötig, die eine vollständige Kostendeckung ermöglichen und zudem frei von Fehlanreizen sind: Die derzeitigen Unzulänglichkeiten der Tarifstrukturen schrecken von der Behandlung komplexer Fälle ab und führen deren Aufnahme in Wartelisten.

Im Gegensatz zur zurückhaltenden Haltung des Bundesrates sind ARTISET und ihr Branchenverband YOUVITA der Ansicht, dass der Bundesrat als Aufsichtsbehörde durchaus sein Gewicht in die Waagschale werfen kann, um eine angemessene Tarifstruktur im Bereich der ambulanten Kinder- und Jugendpsychotherapie und -psychiatrie zu gewährleisten.

Die Spitalplanung kann verbessert werden

Im stationären Bereich sind zwar die Kantone mit ihren Spitalplanungen dafür verantwortlich eine bedarfsgerechte Versorgung von Kindern und Jugendliche zu gewährleisten. Doch auch hier sind ARTISET und YOUVITA der Ansicht, dass der Bundesrat Anreize schaffen kann, damit die bestehenden Lücken geschlossen werden. Und auch wenn bereits daran gearbeitet wird, eine effektive Deckung der von den Kinderspitälern getragenen Kosten zu gewährleisten, besteht bis anhin noch Bedarf.

Nachwuchsmangel

Darüber hinaus fordert der Kanton Solothurn eine landesweite Kampagne zur Ausbildung von Spezialist:innen für Kinder- und Jugendpsychotherapie. Aus Sicht von ARTISET und YOUVITA wäre der Bund trotz seiner eingeschränkten Kompetenzen im Bereich Ausbildung dennoch in der Lage, die notwendige Ausbildung von Fachärzt:innen für Jugend- und Kinderpsychotherapie gezielt zu fördern. Dies tut er derzeit schon im Bereich der Krankenpflege.

Auch hier gilt es, eine breite Perspektive einzunehmen, da die besten Konzepte nichts nützen, wenn es an Fachleuten für ihre Umsetzung mangelt.

Das Übel gezielt bekämpfen

Angesichts des dringenden Bedarfs an psychotherapeutischer Unterstützung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene fordern ARTISET und YOUVITA den Ständerat auf, die parlamentarischen Vorstösse 23.309 und 24.3398 anzunehmen, damit ein Angebot sichergestellt wird, mit dem die Herausforderungen in diesem Bereich tatsächlich bewältigt werden können.

Monatelanges Verharren auf Wartelisten schmälert die Wirksamkeit einer medizinischen Nachbehandlung erheblich. Stattdessen sollte eine effektive Versorgung der betroffenen Kinder und Jugendlichen in jedem Fall möglich sein. Und zwar schnell.

Standesinitiative des Kantons Solothurn 23.309 «Versorgungssicherheit der Kinder- und Jugendpsychiatrie»

Motion der SGK-N 24.3398 «Versorgungssicherheit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie»

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