POLITISCHE FEDER | Gute Betreuung im Alter: Die Zeit ist reif
Das neu vereidigte Parlament hat am 4. Dezember die anstehenden Aufgaben in Angriff genommen. Klar ist, dass wir uns in der kommenden Legislatur intensiv und grundsätzlich um die Frage «gute Betreuung im Alter» kümmern müssen. Die nächsten Jahrzehnte werden geprägt sein von der doppelten Alterung unserer Gesellschaft: Immer mehr Menschen werden immer älter. Diese demografische Entwicklung fällt zusammen mit gesellschaftlichen Veränderungen wie weniger geografische Nähe zu Verwandten, höhere Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen, steigender Anteil alleinstehender alter Menschen.
Wie können wir dem Bedürfnis vieler Menschen, möglichst lange selbständig zu leben, trotz diesen Entwicklungen gerecht werden? Wie können nebst einer guten Pflege auch die psychosoziale Betreuung und deren ungeklärte Finanzierung angepackt werden? Welche Instrumente bestehen und können angepasst werden? Auf diese Fragen hat bereits das alte Parlament Antworten gesucht, Vorentscheide getroffen und verschiedene Vorstösse überwiesen. Eine zentrale Forderung ist die Finanzierung von betreutem Wohnen über die Ergänzungsleistung, damit Heimeintritte verzögert oder verhindert werden können. Der Bundesrat wird noch 2024 die Botschaft dazu beschliessen. In der ersten Jahreshälfte hat der Nationalrat Ja gesagt zu einem Impulsprogramm zur Prävention von Gewalt im Alter durch eine Stärkung der Betreuung. Im November hat die nationalrätliche Sozial- und Gesundheitskommission 2023 einem Postulat «Entwicklung der Hilflosenentschädigung hin zu einem Betreuungsgeld» zugestimmt. Die Arbeiten sind aufgegleist, die Zeichen erkannt.
«Eine zentrale Forderung ist die Finanzierung von betreutem Wohnen über die Ergänzungsleistung, damit Heimeintritte verzögert werden.»
Für eine gute Betreuungspolitik im Alter könnten wir den Blick in «verwandte» Bereiche werfen, wie die familienexterne Kinderbetreuung. Betreuungsgutscheine für die Kinderbetreuung sind in ihrem Umfang einkommensabhängig abgestuft. Je grösser meine finanziellen Mittel, umso mehr bezahle ich selbst, je weniger finanzielle Möglichkeiten ich habe, umso grösser meine staatlichen Gutscheine. Warum etwas Ähnliches nicht auch für gute Betreuung im Alter denken? Schauen wir hin, wo Dinge gut funktionieren, und stellen wir sicher, dass unsere politischen Entscheide die Wirkung entfalten, die wir uns von ihnen erhoffen!
Flavia Wasserfallen ist Berner SP-Ständerätin.
Foto: Alessandro della Valle