POLITISCHE FEDER | Chancengleichheit am Lebensende

08.02.2023 Marina Carobbio

Die Prognose der demografischen Entwicklung in der Schweiz geht davon aus, dass die Zahl der Todesfälle bis 2045 um 50 Prozent zunehmen wird. Parallel dazu wird die Zahl der hochaltrigen, fragilen, mehrfach erkrankten Menschen deutlich ansteigen. Für diese Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen stehen ihre Bedürfnisse und Wünsche im Vordergrund – die Bewahrung der Würde und selbstbestimmte Entscheidungen bis zum letzten Atemzug.

In diesem Kontext übernimmt die Palliative Care eine bedeutende Rolle. Unheilbar kranke und sterbende Menschen sollen die bestmögliche Behandlung und Begleitung in dem für sie geeigneten Setting erhalten.

Dass diese Chancengleichheit heute noch nicht der Rea­lität entspricht, bestätigt der Bundesrat in seinem Bericht «Bessere Betreuung und Behandlung von Menschen am Lebensende», in welchem er aufzeigt, dass nicht alle Palliative-­Care-­Angebote flächendeckend gewährleistet sind und nicht alle Patientengruppen von geeigneter Versorgung profitieren.

«Unheilbar kranke und sterbende ­Menschen sollen die bestmögliche ­Begleitung in dem für sie geeigneten Setting erhalten.»

Das liegt nicht nur, aber doch massgeblich an der Finanzierung dieser Angebote. Besonders bei den ­mobilen ambulanten Angeboten, bei der stationären Hospizversorgung und im Langzeitbereich sind die betroffenen Patientinnen und Patienten oft die Leidtragenden. Gleichzeitig fehlen Palliative-Care-Angebote für spezifische Patientengruppen, wie etwa Kinder und Jugendliche mit einer lebenslimitierenden schweren Erkrankung oder Menschen mit Behinderungen.

Mit der Annahme der von mir lancierten Motion «Für eine angemessene Finanzierung der Palliative Care» durch beide Räte setzt die Schweizer Politik ein starkes Signal. Nun ist eine schnelle Umsetzung gefragt. Um auf die Probleme und die möglichen Lösungen hinzuweisen, haben sich die Leistungserbringer im Langzeit- und im Akutbereich, so die Fachgesellschaft palliative.ch, die Senioren-Patienten-Organisation sowie die Gesundheitsligen in der Allianz «Für eine angemessen Finanzierung der ­Palliative Care» zusammengeschlossen. Als Allianz verfolgen wir als gemeinsames Ziel die volle Integration der Palliative Care in allen Versorgungsbereichen und eine vernetzte, qualitativ hochstehende Behandlung und Begleitung von Menschen an ihrem Lebensende.


Marina Carobbio ist Präsidentin Palliative CH und Tessiner 
SP-Ständerätin. 
 

Foto: Privat