Fallstricke

Cybermobbing ist ebenso wie Mobbing ein Gruppenphänomen und kann daher nicht von Einzelakteuren gelöst werden. Um dagegen vorzugehen, bedarf es eines systematischen und abgestimmten Vorgehens.

Die Auflösung eines Cybermobbings ist meist aufwendig. Dazu kommt, dass viele Verantwortliche in Institutionen unter einem permanenten Zeitmangel leiden. So führen Zeitmangel und Unwissenheit immer wieder dazu, dass wenig in den Umgang mit Cybermobbing und Mobbing investiert wird. Es wird spontan gehandelt, möglicherweise auch intuitiv. Die pädagogisch Verantwortlichen übertragen in bester Absicht Methoden, die sich in Konflikten zwischen Einzelpersonen bewährt haben, auf den Cybermobbing-Fall. Dabei verheddern sie sich leicht in Fallstricke, aus denen sie selbst und die Betroffenen sich nur schwer befreien können – diese können im schlimmsten Fall zu einer Eskalation der Gewalt führen.

Einige Fallstricke:

  • Einzelgespräche nur mit von Mobbing Betroffenen – denn sie beenden als einzige Massnahme kein Cybermobbing oder Mobbing
  • Interventionen von Eltern – denn sie können zu einer Verschlimmerung führen
  • Sofortige Strafandrohungen an die Mobbing-Akteure.
  • Fehlende Kontrolle nach der Intervention- eine Rückfall ist wahrscheinlich.
  • Schuldzuweisungen an von Mobbing Betroffene – diese können als Gewaltlegitimation verstanden werden
  • Aufforderung der von Mobbing Betroffenen zur Gegenwehr
  • Aufforderung (z.B. an eine Wohngruppe), das Problem selbst zu lösen
  • «Diskussion» des Problems mit der Gruppe (z. B. mit einer Wohngruppe) ohne Lösungssuche
  • Kurzinformationen, die nur auf Aufklärung und Wissensvermittlung setzen

Gründe, warum bei Cybermobbing und Mobbing nicht oder zu spät reagiert wird:

  • Man übergibt den Kindern und Jugendlichen die Verantwortung, das Cybermobbing oder Mobbing selbst aufzulösen.
  • Man beruft sich auf Stereotype, Mythen, Zuschreibungen.
  • Man relativiert das Ausmass.
  • Man sieht den Einzelfall statt Zusammenhänge.
  • Man bemerkt es nicht, da das Mobbing lange subtil bleibt.
  • Man verlässt sich nur auf die eigene Wahrnehmung/Einschätzung (das kann täuschen).
  • Man sieht nicht hinter die Kulisse.