Anhaltspunkte
Cybermobbing hat viele Gesichter. Es weist ähnliche Charakteristika auf wie analoges Mobbing. Nicht jedes aggressive Verhalten ist Cybermobbing. Die hier aufgeführten Merkmale sind charakteristisch für digitale Mobbingprozesse. Die Merkmale und Indikatoren sind für sich jedoch kein Nachweis dafür, dass es sich tatsächlich um Cybermobbing handelt.
Merkmale
Es gibt keine eindeutigen Merkmale, die auf Cybermobbing schliessen lassen. Wenn mehrere der folgenden Merkmale zu beobachten sind, empfiehlt es sich jedoch, die Situation genauer zu betrachten und Cybermobbing als eine mögliche Ursache in Betracht zu ziehen.
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Die Feindseligkeiten sind subtil.
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Die Attacken machen den Akteuren Spass.
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Ein Machtungleichgewicht manifestiert sich.
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Die Attacken sind systematisch, wiederholt und auf Ausgrenzung ausgerichtet.
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Die betroffene Person ist hilflos, passiv und schweigt.
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Der Gruppenkontext wirkt verstärkend.
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Die Ungewissheit bezüglich der Einschätzung der Situation.
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Die Akteure sind anonym oder treten unter falscher Identität auf.
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Das Umfeld und die soziale Gruppe sind passiv und schweigen.
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Die Anonymität erhöht die Skrupellosigkeit.
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Die Reichweite der Inhalte ist hoch.
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Die Attacken geschehen rund um die Uhr.
Indikatoren
Die Folgen von Cybermobbing sind sehr unterschiedlich, können für Betroffene aber gravierend sein. Sie hängen u.a. stark mit der psychischen Widerstandsfähigkeit der von Mobbing Betroffenen zusammen, sowie mit der Unterstützung, die sie aus ihrem Umfeld erhalten. Es ist nachgewiesen, dass Betroffene von Cybermobbing stärkere depressive Symptome haben als Betroffene von herkömmlichem Mobbing.
Wer gemobbt wird, ob analog oder im digitalen Raum, gerät unter psychischen Stress. Stress entsteht, wenn man befürchtet, mit den Geschehnissen nicht mehr umgehen zu können. Menschen greifen auf drei elementare Verhaltensmuster zurück: Flucht, Kampf oder Totstellen. Der Körper reduziert nun seine Funktionen auf das Nötigste. Er aktiviert das Hormon Adrenalin, das mehrfach wirkt:
Es schaltet die Verdauung ab, denn bei Gefahr muss man nicht essen. Die Folge ist ein seltsames Gefühl im Magen.
Es erhöht die Herzfrequenz, um dem Gehirn mehr Blut und Sauerstoff zuzuführen. Man spürt ein vermehrtes Herzklopfen.
Der Denkapparat wird abgeschaltet, massive Denkblockaden sind die Folge. Man kann sich nicht konzentrieren oder erinnern (Blackout).
Es schaltet das Immunsystem ab (erhöhte Gefahr, krank zu werden).
Einzelne dieser Auswirkungen können Warnsignale für Cybermobbing sein, stellen aber für sich keinen sicheren Hinweis dar. Es muss in jedem Fall genau geprüft werden, welche Faktoren zur Veränderung im Wohlbefinden oder Verhalten der potenziell von Mobbing Betroffenen beigetragen haben. Manchmal stecken hinter einzelnen Symptomen auch andere Gründe, wie zum Beispiel eine bevorstehende Prüfung oder ein bereits länger andauernder Streit mit einem Schulfreund.
Dies können Anzeichen dafür sein, dass Cybermobbing stattfindet:
Mobbing-Akteure
- Angriffiges Verhalten im Gruppenkontext
Wiederholte Angriffe, Prahlen, Erniedrigung und Demütigung, Blossstellen, Anschwärzen, Gerüchte - Ausschluss, Ausgrenzung
Vertrauensmissbrauch, Schikanieren, Belästigung, Bedrohung, Beleidigung, Beschimpfung
Mobbing-Betroffene
- Auffällige Veränderung
- Gefühl von Unsicherheit
- Hilflosigkeit, Scham, Einsamkeit
- Isolation, Schweigen
- Traurigkeit, Depression
- Verlust von Selbstvertrauen
- Körperliche Beschwerden
- Aggressionen
- (Digitaler) Rückzug
- Angstzustände
- Suizidgedanken
- Suizid
Andere Personen
- Hilflosigkeit bezüglich des eigenen Handelns
- Ungutes Gefühl bezüglich Gruppendynamik
- Wiederholte Lösungsversuche ohne Erfolg