POLITISCHE FEDER | Patientendossier braucht Weiterentwicklungen

03.05.2023 Anna Jörger

Das elektronische Patientendossier (EPD) hat es schwer. Eigentlich erstaunlich, bedenkt man, dass es doch ein willkommenes Instrument zur Unterstützung der intra- und interprofessionellen Behandlungspfade wäre.

Wie so oft sind wir in Bezug auf das EPD föderale Wege gegangen. Nicht eine, sondern mehrere Stammgemeinschaften haben sich gebildet und sich mit dem Ausbau einer technischen Infrastruktur für das EPD beschäftigt. Die Kantone haben sich in ganz unterschiedlicher Weise an diesen Arbeiten beteiligt. Oder auch nicht. Zwischenzeitlich entstanden ist ein buntes Bild an Umsetzungsprojekten unterschiedlicher Reife. So allmählich sieht man eine Tendenz der Konsolidierung und der Angleichung der einzelnen Projekte, und auch die «Crosscommunity»-­Aktivität scheint auf dem Weg zu sein.

Äusserst hinderlich waren und sind zudem die zahlreichen Partikularinteressen, mit denen das EPD-Projekt konfrontiert ist: Leistungserbringer, Stammgemeinschaften, Technikprovider, Kantone, Bund – sie alle bringen ihre eigenen Interessen mit in die Umsetzung. Verzögerungen und unnötige Umwege sind die Folge. Und damit sinkt die Akzeptanz des EPD bei den Gesundheitsfachpersonen. Und gerade diese sind es, die als wichtige Multiplikatoren die Verbreitung der EPD fördern müssen.

«Damit das EPD zum Fliegen kommt, müssen die unterschiedlichen ­Akteure weiterhin aufeinander zugehen. ­Seien wir Teil davon.»

Die Huhn-oder-Ei-Frage wird zur Weder-Huhn-noch-Ei-Frage: Haben wir keine Patientinnen und Patienten mit EPD, sehen auch die Gesundheitsfachperson keinen Nutzen, parallel dazu werden Weiterentwicklungen des EPD nicht eingefordert – und genau diese Weiterentwicklungen braucht es, damit aus dem aktuell eher rudimentären EPD ein sinnvolles Instrument zur Unterstützung der interprofessionellen Arbeit werden kann. Haben wir rudimentäre und von den Gesundheitsfachpersonen negierte elektronische Systeme, dann werden auch die Patientinnen und Patienten keinen Anreiz haben, solche zu eröffnen.

Nun justiert das BAG mit einer Revision des Bundesgesetzes über das EPD den Rahmen so, dass mehr Anreize, aber auch mehr Pflichten gesetzt werden. Es greift in diese Huhn-Ei-Problematik ein. Unterschiedliche Interessen wird es aber auch zukünftig geben. Damit das EPD zum Fliegen kommt, müssen die unterschiedlichen Akteure weiterhin aufeinander zugehen. Seien wir Teil davon.


Anna Jörger ist Geschäftsführerin ad interim des Branchenverbands CURAVIVA

 

Foto: esf