Kooperationen eröffnen neue Horizonte

18.07.2022 Jürg Bernhard und Jenny Nerlich

Wenn sich soziale Betriebe zusammenschliessen, können sie wirtschaftlich stärker und erfolgreicher werden. Kooperation nennt man diese Zusammenarbeit, und sie ist in diesem Jahr erstmals eine von fünf Kategorien bei Socialstore Award. Aber um
eine Kooperation erfolgreich aufzugleisen, sind mehr als gemeinsame Ideen nötig.

Es gibt Produkte aus sozialen Institutionen, die sind so hervorragend durchdacht, gestaltet und umgesetzt, dass sie einen Preis verdient haben: den Socialstore Award. Auch dieses Jahr wird er wieder verliehen.

Und auch dieses Jahr werden wieder renommierte Jurymitglieder aus den Bereichen Design, Lebensmittelherstellung, Verkauf und Marketing die eingereichten Produkte kritisch begutachten und schliesslich fünf Gold-Gewinner küren.

Eine neue Kategorie

Doch etwas ist in diesem Jahr neu. Neben den altbekannten Produktkategorien «Food, Genuss & Spezialitäten», «Heim & Küche», «Schmuck & Mode» sowie «Kinder & Spiele» können die Bewerber und Bewerberinnen ihre Produkte auch in der neuen Kategorie «Kooperation» einreichen.

«Gerade für kleinere Betriebe bieten Kooperationen unternehmerische Möglichkeiten, die sonst nur grossen Betrieben vorbehalten bleiben.»

In dieser neuen Kategorie werden Produkte bewertet, die durch die Zusammenarbeit von mindestens zwei Betrieben entstanden sind. Dabei kommt es nicht nur auf die Aufteilung der Arbeitsschritte an, sondern auch auf die Wahl der Materialien sowie auf das Design, die Funktionalität und die Qualität des Produktes. Ein Beispiel für gelungene Kooperation ist der Verein «AuftragArbeit.ch». Weil sie alleine nicht über die notwendigen Produktionsmittel verfügten, schlossen sich mehrere Produktionsbetriebe für Menschen mit Beeinträchtigung in einer Interessengemeinschaft zusammen.

«Gerade für kleinere Betriebe bieten Kooperationen unternehmerische Möglichkeiten, die sonst nur grossen Betrieben vorbehalten bleiben. So können kleine Betriebe ihre Zukunft am Markt besser sichern und interessante Arbeitstätigkeiten realisieren», erklärt Annina Studer, die Leiterin des Fachbereichs Arbeitswelt bei INSOS.

Gemeinsam erfolgreich produzieren

Eine Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen kann also für Betriebe vorteilhaft sein. Zum Beispiel vergrössert sich ihre Wirtschaftskraft, wenn sie Aufträge an Land ziehen, die sie ohne Kooperationspartner nicht erhalten hätte. Hinzu kommt, dass durch eine Kooperation die Kosten und Risiken auf mehrere Betriebe verteilt werden. Das kann sich bei der Beschaffung von Rohmaterialien oder bei der gemeinsamen Nutzung von Maschinen gewinnbringend auswirken.

Und auch für die Arbeitnehmenden und Lernenden mit Behinderung können sich dank einer Kooperation neue Horizonte eröffnen. Sie können beispielsweise Arbeitserfahrungen in verschiedenen Bereichen sammeln.

Der richtige Kooperationspartner finden

Doch wie findet man einen geeigneten Kooperationspartner? Die Praxiserfahrung zeigt, dass Unternehmen zuerst die Rahmenbedingungen für eine Kooperation und die eigenen Interessen transparent kommunizieren sollten. So kann man rasch ausloten, ob andere Unternehmen die gleiche Grundhaltung vertreten und die gleichen Ziele verfolgen.

Findet man hier zusammen, geht es im nächsten Schritt darum, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Dafür eignen sich kleinere Projekte mit geringem unternehmerischem Risiko, denn hier stellt sich schnell heraus, ob Denkweisen und Engagement passen und die Kooperation funktioniert. Eine wichtige Voraussetzung für eine gelingende Kooperation ist, dass sich die Projektverantwortlichen verstehen und auf gleicher Ebene austauschen können.

Um den Erfolg einer Kooperation messen zu können, müssen alle beteiligten Betriebe gemeinsame Ziele definieren und Wirkungskriterien festlegen. Selbst wenn sich später herausstellen sollte, dass die Ziele unrealistisch formuliert wurden, muss das kein Ende der Kooperation bedeuten. Wichtig ist, dass sich die Zusammenarbeit für die beteiligten Betriebe lohnt. Dann kann man neue Ziele formulieren und einen zweiten Versuch starten.

Und wer es gemeinsam geschafft hat, ein vielversprechendes Produkt herzustellen, kann sein Glück beim diesjährigen Socialstore Award in der Kategorie «Kooperation» versuchen.


Gast-coautor

Jürg Bernhard ist Geschäftsführer von Socialstore und der Stiftung Sovalore.


Der Socialstore Award

Die Socialstore Awards werden 2022 zum dritten Mal vergeben. Sie zeichnen hochwertige Produkte aus, die Menschen mit Beeinträchtigung in Integrationsbetrieben herstellen. Die Preisvergabe steht unter dem Patronat von INSOS.

2022 werden Preise in diesen Kategorien vergeben:

  • Kooperation
  • Heim & Küche
  • Food, Genuss & Spezialitäten
  • Schmuck & Mode
  • Kinder & Spiele

Pro Kategorie werden jeweils drei Preise vergeben: Gold, Silber und Bronze.

Teilnahmeschluss ist der 20. September 2022.

Die Preisverleihung findet am 29. November 2022 an der gemeinsamen Tagung von INSOS und Arbeitsintegration Schweiz in der Eventfabrik Bern statt. Mitmachen können alle sozialen Institutionen aus der Schweiz. Pro Institution und Kategorie können mehrere Produkte eingereicht werden. Teilnahmebedingungen und weitere Infos finden Sie auf www.socialstore.ch.


Über den Gewinner 2021